Ach Januar, du klammes Sofakissen unter den Monaten. Ebbe in der Kasse, Ebbe heute auch in der Elbe, man hat an den Feiertagen alles verspielt, die Versicherungen besorgten den Rest, jetzt steht man da mit leeren Taschen und hofft immer noch auf das, was seit ungefähr 15 Jahren nicht mehr aufgeht:
Winterschlussverkauf. Jemand muss gesagt haben, am Fluss würde es auch was zu holen geben. Gibt es aber nicht, wie man sieht, eine große Leere hat sich des Hafens bemächtigt.
Man latscht da also durch die Gegend, doch kein Schnäppchen in Sicht. Einer verkauft Mandeln, einer Würstchen, einer Crepes, die „Elbkate“ alles, aber ein „Sale“-Schild sucht man vergebens. Tja, was macht man am Elbuferweg, wenn der Weg nass, die Elbe weit weg und kein Schiff in Sicht ist? Der Mann vor mir beschwert sich darüber, dass seine Sachen alle in den Keller mussten, weil „in der Wohnung da ist jetzt ihr Laufstall und ihr Spielzeug und so eine große, flexible Ente. Kein Platz mehr, alles für die Kleine“. Eine flexible Ente? Ich hätte nachfragen sollen. Aber da kommt schon Bewegung in die Bude.
Nepomuk, der Rauhaardackel, flitzt mit einem, nun ja, Affenzahn, durch die Reihen der Flaneure, in wilder Aufregung gefolgt von einem blonden Mädchen, das seinen Namen schreit. Als wäre das eine Initialzündung gewesen, brüllen plötzlich zwei, ebenfalls blonde Jungs, nach „Herkules“. Um wen es sich dabei handelt, ist nicht auszumachen, es könnte jeder zweite Hund hier gemeint sein, denn irgendwie drehen sie jetzt alle durch. Man kennt den Effekt aus dem Supermarkt – fängt ein Baby an zu weinen, erbebt drei Sekunden später die ganze Gemüseabteilung unter hemmungslosen Anfängerschluchzern. Große und kleine Fellvierbeiner brüllen sich an, prügeln sich oder rennen einfach wie von der Tarantel gestochen über Strand, Gehweg oder unter den Bänken der Elbkate durch. Die persönliche Strategie ist damit auch offensichtlich: bloß Land gewinnen.
Einen Kilometer weiter sieht man noch ein paar Schnäppchengeier am Strand sitzen, die Füße schon nass. Aber es kommt einfach nichts! Und spätestens als die „Colombo Express“ dann die letzte Ware abtransportiert, weiß man: In diesem Jahr ist also wieder nichts für mich zu holen. Früher waren die Sommer besser, die Weihnachten weißer und mit der Beute aus dem Winterschlussverkauf kam man noch bis in den August. Jetzt bleibt einem nur, nach zu Hause zu fahren und zu hoffen, dass ein paar von diesen schrecklichen gefüllten Pralinen (Kundengeschenk „Friedliche Feiertage Ihnen und Ihrer Familie & Frohes Neues“) unters Sofa gerollt sind. Das Jahr fängt ja mal wieder super an. Oder wie der Dichter sagt: Der alte Mist mit neuem Kalender.
Wo Nepomuk jetzt wohl ist?