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Die einsamsten Brötchen der Welt.

Wenn sich jemand fragt, wie denn so das Essen im Krankenhaus Altona ist: Hier ist die Antwort. Ich war nämlich am Sonntagnachmittag da, und weil’s am Wochenende mal wieder mit dieser mordskomplizierten Einkauferei nicht geklappt hatte, warf ich einen Blick Richtung Cafeteria.

Ehrlich gesagt: Wenn es den Patienten im Kkh Altona ebenso geht wie den Brötchen, dann möchte ich nicht hierher mit irgendwas, das länger als zwanzig Minuten dauert. Hat man jemals so etwas Trauriges gesehen? Und dann die Namensschilder! Da befürchtet man doch, mit drei Schultern aus dem Hospital zu gehen. Oder gar keiner. Weiß nicht, was für den weiteren Lebensverlauf komplizierter ist.

Offensichtlich hat man die Bäckerei geplündert (bis auf die Osterplätzchen, die da noch in Beutelchen lagen. Zu Preisen für Privatpatienten mit einem Haufen Vielliegermeilen! Die Kekse schnarchen da noch im August, meine Prognose). Hat Otto Normalpatient also noch Hunger und fürchtet sich vor dem Krankenhaus-Abendessen (you know, den sexy Varianten von Weißbrot mit Tee- oder Gesichtswurst plus eine Scheibe Käse, die so aussieht wie die Fußmatten in meinem Auto, und einem Tomatenschnitz, mit dem man auch die Fingernägelchen feilen kann) und hat keine Lust auf die gesamte Haribo- und Trolli-Süßwarenpalette oder 3kg-Tüten Chipsfrisch Chakalaka im Kiosk, dann stolpert er nach dem deprimierenden Cafeteria-Besuch vielleicht in diesen Raum:

Das ist erst einmal: wow. Voll die runde Pizza kommt da raus! Und mit Wurst!
Dann aber die ganz fette Enttäuschung. Denn der Italiener im Blechkasten guckt Seria A oder isst Nudeln oder fährt Vespa oder wählt komische Männer in frei drehende Parlamente. Auf jeden Fall jedenfalls macht er keine Salami-Pizza für nen Heiermann (gibt es das Wort in Euro-Zeiten eigentlich noch?).

Einerseits faszinieren mich solche Automaten ja. Andererseits machen sie mir auch große, große Angst. Insofern nicht so schlimm, dass ich’s nicht ausprobieren konnte. Aber die hungrigen kleinen Patienten! Vielleicht doch das letzte Halbes Lachs. Wenn das Halbes Küstengenuss schon weg ist. Ebenso wie die Laugenstange Danbo (das ist wirklich ein Käse. Ich dachte an einen Dschungelkämpfer). Oder zusammenlegen und Osterkekse kaufen. Ein Päckchen Hasenplätzchen für uns von der Neuro, bitte!

Liebe Angehörige. Vergesst die alten Schnittblumen, die Rätselheftchen und „Opa ist der Beste“-Tassen. Schöne Linsensuppe mit Würstchen im Henkelmann! Lecker Fischstäbchen mit Kartoffelbrei! Zwei-Platten-Herd nicht vergessen! Die Tochter meiner einstigen Zimmergenossin hat ihrer Mutter Rollmöpse mitgebracht, das ist Liebe!
Und in diesem Sinne wünsche ich all den armen Menschenkindern in all den Krankenhäusern gute Besserung und guten Appetit.

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