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The Boulevard of Culinary Dreams

Einer der unangenehmen Aspekte des Krankenhausaufenthalts ist ja, dass man am Tag der OP nüchtern sein muss. Ab Mitternacht gibt’s nichts mehr. Wenn man dann morgens an der U-Bahnstation Lübecker Straße aussteigt, um die letzten Meter bis zur Schlachtbank zu Fuß zurückzulegen, sieht man, was man alles verpasst…

Es beginnt mit dem 2-Themen-Restaurant „Pizza Maus, Döner Kebap Haus“. Offensichtlich hat man mal unter anderem Namen firmiert, wie die schwarzen Buchstabenreste, an denen sich jemand nicht die Fingernägel ruinieren wollte, zeigen. Steht zu vermuten, dass sich „Gyros Rüde, Schnitzel Büde“ nicht durchgesetzt hat, nachdem auch schon „ China Miau, Cheeseburger Verhau“ gescheitert war.

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Das Waffel&Kumpir House (Waffel Mouse?) ist leider für immer geschlossen. Dabei stand unter Geschäftsinformationen bei yelp: „Dresscode: leger, Hat Fernseher: ja, Bedienung: ja“. Perfekt! Keine Ahnung, woran’s gelegen hat.

Es folgt der Laden, in dem es gerade wohl einen heftigen Streit um die Preispolitik gibt.
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Das Ganz. Hähnchen kostet daher , €. Dafür weiß ich jetzt, wie man aus einem normalen Kaffee einen für weltberühmten Pianisten macht, nämlich mit Thirty Cent. Nun ja. Entschuldigung dafür. Das Hähnchen irritiert mich allerding tatsächlich. „Ganz.“ Hähnchen. Steht für ganzheitlich, ganzschön, Ganzjahresreifen oder Ganzkörperanzug? Ich traue mich nicht rein, die sollen erst einmal das mit den Preisen regeln.

Nachdem man dann aus der Narkose aufgewacht ist – der Kopf benebelt, der Hals eine Wunde, die Zunge schon wieder geprellt, als hätte sie versucht, sich über einen Rugby-Rasen zu schlängeln, während da gerade die Meisterschaft ausgetragen wird –, interessieren einen eigentlich nur zwei Dinge: Noch alles dran? Und was gibt’s denn zum Mittagsessen? Und jedes Mal hofft man und immer liegt eine mit einem auf dem Zimmer, die so etwas sagt wie „Heute gibt’s feine Rouladen mit Rotkraut und viel Sauce oder alternativ so ein ganz leckeres Risotto“. Und immer kommt dann eine Variante von dem hier:


Weil man dann ja immer noch auf einen Arzt warten muss, der einem erlaubt, das Hospital wieder zu verlassen, müssen wir zwei Stunden überbrücken – also geht es zurück auf den Fress-Boulevard Lübecker Straße. Zu einem der besten Cafés überhaupt. Es hat einen etwas seltsamen Namen, aber man wünscht es sich einen Steinwurf vom eigenen Zuhause entfernt. Jedes Zuhause sollte dieses Café in Steinwurfnähe habe. Zuckerbeutelwurfnähe. Ich finde, so etwas gehört auf eine politische Agenda, die nah am Bürger ist. Nun ja. Weil die Narkose dann doch noch im Hirn Purzelbäume schlägt, vergesse ich, im „Mit Herz & Zucker“ (Lübecker Straße 29!) Fotos von dem Cappuccino, dem Latte Macchiato und insbesondere von dem New York Cheesecake mit den beiden Blaubeeren oben drauf und den zwei Brownies mit nichts drauf, sondern saftigem Zeugsel drin zu machen. Also nehme ich mal ein Foto von denen:

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Danach geht’s mir wieder gut, so dass ich dem Arzt glaubhaft machen kann, topfit zu sein und nach Hause zu dürfen. Ohne Abendbrot mit Bärchenwurst.

In der S-Bahn bin ich ein bisschen k.o., riechen geht aber, gucken auch: ein paar Reihen hinter uns isst ein Mensch (!) so eine Chinabox, und ich erinnere mich an eine Physiotherapeutin, die sagte „Essen in der S-Bahn? Dann lieber direkt ausm Klo löffeln“. War nicht schön, das Bild. Ist es jetzt auch nicht. Aber ich darf nach Hause. Dahin, wo all die guten Dinge sind. My „Haribo Home, Funny Chips Ungarisch Dome“.

 

 

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